Krankheiten
Bauchschmerzen
Bauchschmerzen
Kinder und Jugendliche leiden häufig unter Bauchschmerzen. Wenn es zwickt, drückt oder rumort, kann das viele Ursachen haben. Drei Fragen erscheinen besonders wichtig:
Woher kommen Bauchschmerzen?
Sie gehen meistens aus von den im Bauch gelegenen oder angrenzenden Organen, darunter Leber, Galle, Magen, Darm, Harnwege, Genitalien oder Lunge. Meistens stecken keine ernsthaften Erkrankungen dahinter, sondern harmlose Infekte, Blähungen oder Verstopfung. Bauchschmerzen können aber auch Ausdruck seelische Belastungen oder Ängste sein.
Wann sind Bauchschmerzen ein Alarmsignal?
Liegt schwerwiegende Krankheit zugrunde, sind die Kinder in der Regel stark beeinträchtigt und kaum zu beruhigen. Der Bauch kann stark gewölbt sein oder das Kind bewegt sich kaum, ist schlapp und zieht die Beine an den Körper. Wenn Fieber, Erbrechen und heftige Schmerzen beim Abtasten des Bauches dazukommen, kann eine Blinddarmentzündung vorliegen. Harnwegsinfekte gehen mit Fieber und Schmerzen beim Wasserlassen, die recht häufigen Magen-Darminfektionen mit Fieber und Durchfall einher. Ursache können auch eine angeborene Darmverschlingung, Vergiftungen, Verletzungen, Allergien oder ein bösartiger Tumor sein. Am häufigsten, insbesondere bei Mädchen im Pubertätsalter, sind die so genannten „funktionellen“ Bauchschmerzen: man findet keine Krankheit der Organe und vermutet eine Funktionsstörung als Ursache.
Was ist zu tun?
Auf jeden Fall einen Kinderarzt aufsuchen. Er schließt mittels eines großen Arsenals an Untersuchungen die vielen möglichen, auch schweren Krankheiten als Ursache der Bauchschmerzen aus, bevor er sie als funktionell bezeichnen kann. Dieses Vorgehen nennt man eine Ausschlussdiagnose. Oft tragen seelische Belastungen durch schulische, familiäre oder Probleme in der Pubertät zur Entstehung von Bauchschmerzen bei. Sie verschwinden meistens, wenn emotionale Schwierigkeiten beseitigt und die Pubertät „überstanden“ ist. Viel Verständnis, gemeinsame Unternehmungen an frischer Luft, gesunde Ernährung, sportliche Betätigung und ein fester familiärer Halt sind in dieser Zeit für die Kinder und Jugendlichen besonders wichtig.
Fieber
Fieber
In der kalten Jahreszeit treten fieberhafte Infekte wieder vermehrt auf. Weshalb eigentlich? Dazu eine kurze Erklärung: Die normale Körpertemperatur liegt nicht konstant bei 37 Grad Celsius. Ähnlich wie ein Automotor nach langer Fahrt heiß wird, so „erhitzt“ auch das Kind nachmittags und nach dem Toben bis auf 37,8 Grad Celsius. Der Organismus stellt die Körpertemperatur aber auch gezielt „höher ein“, um Krankheitserreger wie Viren und Bakterien effektiv abzutöten. Dass diese in unser Blut eingedrungen sind, „merkt“ unser Gehirn und es setzt umgehend Botenstoffe frei, welche selbst Fieber verursachen können oder den Abwehrzellen befehlen, weitere Fieberstoffe zu produzieren und freizusetzen. Das Ergebnis ist eine Anhebung der Körpertemperatur, die wir als Fieber bemerken.
Das Immunsystem von Säuglingen und Kleinkindern ist noch unreif. Es wird im Laufe der Zeit konfrontiert mit Tausenden verschiedenen Viren und Bakterien, gegen die es noch keine spezifischen Abwehrstoffe besitzt. Erwachsene haben sich dagegen schon mit vielen Erregern auseinander gesetzt und besitzen als Resultat dieser Auseinandersetzungen bereits spezifische und manchmal lebenslang vorhandene Abwehrstoffe. Deshalb verlaufen die meisten Erkältungs- und Infektionskrankheiten bei Erwachsenen mit wenig Beschwerden und geringem Fieber, bei Kindern dagegen stürmisch und hochfieberhaft. Fieber ist also primär nicht schädlich, sondern hilfreich zur effektiven Abtötung von Krankheitserregern.
Die meisten Krankheitserreger werden durch engen Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen – so auch im Kindergarten. Deshalb sind fieberhafte Erkrankungen besonders häufig bei Kindergartenkindern. Untersuchungen an gesunden Kindern zeigen, dass bis zu zehn banale Erkältungskrankheiten pro Jahr völlig normal und als jeweils erste Auseinandersetzung mit Krankheitserregern zu werten sind. Manchmal – insbesondere in der kalten Jahreszeit – wird das Kind von mehreren Erregern nacheinander infiziert und es entsteht fälschlicherweise der Eindruck eines kontinuierlichen und über Wochen anhaltenden Fiebers.
Mit Immunschwäche einhergehende Krankheiten sind selten. Liegen sie jedoch vor, dann können Krankheitserreger nicht mehr regelrecht abgetötet werden, verbleiben lebend im Körper und verursachen lange anhaltendes und häufiges Fieber. Kennzeichen einer Immunschwäche sind weitere betroffene Familienmitglieder, wiederkehrende Infektionen mit ungewöhnlichen Erregern (z.B. Pilze), eine Häufung schwerer Infekte (z.B. Hirnhaut-, Knochenhaut- und / oder Lungenentzündungen oder Hautabszesse) oder bedrohliche Komplikationen nach Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln.
Liegen solche Symptome nicht vor, so liegt definitionsgemäß kein Immundefekt vor. Folglich ist dann auch gegen den Besuch des Kindergartens nichts einzuwenden. Die Gabe sogenannter „Immunstimulantien“ ist nicht sinnvoll, da sie von wenigen Ausnahmen abgesehen (z.B. Antikörper) unwirksam sind. Im Zweifelsfall kann Ihnen Ihr Kinderarzt oder eine spezielle Immunsprechstunde für Kinder weiterhelfen
Kopfschmerzen
Kopfschmerzen
Kinder und Jugendliche leiden oft an Kopfschmerzen. Sie sind überwiegend von kurzer Dauer und harmlos. Meist treten sie als Begleitsymptom von Erkältungskrankheiten auf und sind nach Abklingen der Erkältung vorüber. Manchmal halten sie jedoch auch tage- oder wochenlang an. Dann sollte eine Abklärung beim Kinderarzt erfolgen. Chronische Kopfschmerzen haben verschiedene Ursachen. Geläufig sind die sogenannten Spannungskopfschmerzen bei psychischer Überlastung oder Akkomodationsfehlern der Augen. Änderungen der Schul- und Umgebungssituation bzw. die Verschreibung einer Brille können dann zur Symptomfreiheit beitragen. Selten werden Kopfschmerzen durch einen erhöhten Blutdruck ausgelöst. Ist dies der Fall, so muss die Ursache rasch gefunden werden. Im Gegensatz zu Erwachsenenalter sind bei Kindern und Jugendlichen überwiegend Organveränderungen (z.B. eine Verengung der Nierenarterien) verantwortlich. Wenn die Kopfschmerzen häufig wiederkehren und mit Lichtscheu oder Übelkeit verknüpft sind, dann könnte es sich um die (familiär auftretende) Migräne handeln. Letztere ist oft eine Ausschlussdiagnose, wobei man erst nach einer gründlichen klinischen Untersuchung unter Einschluss bildgebender Verfahren die Diagnose stellen kann. Die Behandlung ist einfach, indem man Auslöser (Stress) vermeidet und oder rechtzeitig Schmerzmedikamente einnimmt.
Halten die Kopfschmerzen über Wochen an und treten begleitend morgendliche Übelkeit und / oder Erbrechen ein, so kommen ernsthafte Krankheiten in Frage. Kopfschmerzen und Morgenerbrechen sind Folgen eines erhöhten Hirndruckes und dieser wiederum wird in der Regel durch einen (seltenen) Hirntumor. Patienten mit diesen Symptomen müssen in einer Spezialklinik mittels Hirnstromkurve, kernspintomographischer Untersuchung und Entnahme von Nervenwasser untersucht werden.
Dreimonats-Koliken
Dreimonats-Koliken
Die so genannten Dreimonats-Koliken treten in den ersten Lebenswochen auf und verschwinden spontan nach dem 3. bis 4. Lebensmonat.
Die Ursachen sind unklar. Dreimonats-Koliken werden aber möglicherweise begünstigt durch die spezifische Zusammensetzung der Bakterienstämme im Darm (so genannte Darmflora) bzw. durch deren Veränderung in den ersten Lebensmonaten. Bei der Geburt ist der Darmtrakt steril und enthält keine Bakterien. Während der normalen Geburt gelangen im Genitalbereich der Mutter vorhandene Darmkeime in Kontakt mit dem Neugeborenen und besiedeln innerhalb weniger Stunden den Darmtrakt des Kindes. Weitere Keime werden aus der Luft und durch Kontaktpersonen (Hebammen, Pflegepersonal, andere Kinder) aufgenommen. Nach etwa einem Monat hat sich so eine stabile Darmflora gebildet, die aus bis zu 500 verschiedenen Bakterienstämmen besteht. Die Darmflora besteht beim Erwachsenen aus 1014 (100 Billionen) Bakterien. Sie leben im Symbiose mit unserem Körper und erfüllen wichtige Funktionen: sie schließen die Nahrung auf, produzieren lebensnotwendige Vitamine und Hormone, trainieren unser Immunsystem und verhindern das Wachstum gefährlicher Darmkeime.
Kinder mit Dreimonats-Koliken weinen viel, haben oft ein (durch Darmluft) aufgetriebenes Bäuchlein und vermitteln so den Eltern den Eindruck von heftigen Bauchschmerzen bzw. Koliken. Die Zugabe des Milchsäurebakteriums Lactobacillus reuteri zur Nahrung lindert die Beschwerden und unterstützt die Vermutung einer ursächlichen Rolle der Darmflora. Wahrscheinlich tragen aber viele weitere Faktoren zur Auslösung der Dreimonats-Koliken bzw. deren Symptomen bei. Welche Beobachtungen unterstützen diese Vermutung? Nun, beispielweise die Tatsache, dass „blähungshemmende“ Medikamente die Beschwerden oft nicht lindern. Dann die Beobachtung, dass besondere Zuwendung der Eltern hilft. So sind Dreimonats-Koliken in einigen Kulturen, darunter Dorfbewohner in Bali und Bootsmänner in Botswana, unbekannt. Dort sind die Kinder rund um die Uhr bei ihren Müttern, die sie oft schaukeln und stillen. Tatsächlich haben daran adaptierte Verhaltensweisen betroffener Eltern in unseren Breiten eine hohe Erfolgsquote.
Was soll man sich angesichts solch divergierender Ansichten als betroffene Mutter denn nun verhalten? Als Erstes sollte man das Kind dem Kinderarzt vorstellen. Er kann ernste Ursache für die Beschwerden ausschließen und meist bereits eine Dreimonats-Kolik diagnostizieren. Die stillenden Mütter sollten sich bewusst ernähren und den Verzehr von Fruchtsäften, Früchten und Süßigkeiten einschränken. Ihrem Kind können die Eltern helfen, indem Sie ihm besondere Zuneigung entgegen bringen und es mit Worten und Körperkontakt beruhigen, es schaukeln und schnullern lassen. Mit der Gabe von „Blähungshemmern“ und / oder Lactobacillus-Präparaten kann man den Prozess medikamentös unterstützen.
Die Befolgung all dieser Maßnahmen garantiert aber keine Symptomfreiheit. Beruhigend ist jedoch, dass alle Beschwerden nach wenigen Wochen von selbst verschwinden.
Vergrößerte Lymphknoten
Vergrößerte Lymphknoten
Zu den so genannten lymphatischen Organen gehören Leber, Milz und Lymphknoten. Die Lymphknoten sind dabei sozusagen „Verkehrsknotenpunkte“. Sie sind an vielen strategisch wichtigen Körperregionen vorhanden, darunter Hals, Eingeweide, Achsel- und Leistenregionen. Die lymphatischen Organe dienen vor allem als „Durchgangsstation“ für die lymphatischen Zellen (kurz: Lymphozyten), deren Aufgabe die Abwehr von Viren, Pilzen und fremden Zellen ist. Die Lymphozyten sind also eine Art „Körperpolizei“, die fortlaufend durch das mit Lymphbahnen verbundene lymphatische System patroullieren. Sie überprüfen dabei wie bei einer Art Passkontrolle andere Zellen, sortieren schädliche Zellen aus und vernichten sie. Wenn das Immunsystem an einer Stelle des Körpers eine Ansammlung von Erregern und fremden Zellen feststellt, dann meldet es dies (ähnlich wie einen Notruf an die Polizei) an die dafür zuständigen Zellen, nämlich die Lymphozyten. Diese bewegen sich dann in großer Anzahl in die „gemeldete“ Körperregion und versammeln sich dann in die nächstgelegenen Lymphknoten oder in Leber bzw. Milz. Das Ergebnis ist eine Vergrößerung dieser Organe, die dann auch tastbar wird.
Bei Kindern sind banale Infekte der oberen Luftwege (Husten, Schnupfen) sehr häufig. Sie werden fast ausschließlich durch Viren verursacht. Der Körper reagiert darauf unter anderem mit einer Vergrößerung der Halslymphknoten bis auf einen Durchmesser von 2 cm. Die Lymphknoten fühlen sich weich an und sind verschieblich. Diese Lymphknotenvergrößerungen sind fast immer harmlos und als Ergebnis der Auseinandersetzung mit Viren anzusehen. Wenn sich die Lymphknoten am Hals befinden, weich und verschieblich sind und größenkonstant sind, dann sollte man sich keine Sorgen machen und die Rückbildung der Lymphknoten abwarten.
Im Zweifelsfall sollte man einen Kinderarzt aufsuchen. Dies sollte man aber unbedingt dann tun, wenn der Lymphknoten hart wird und die Haut darüber gerötet und schmerzhaft ist. Dann müsste man eine Infektion des Lymphknotens mit Bakterien annehmen, die mit geeigneten Antibiotika behandelt werden muss.
Eine Lymphknotenvergrößerung kann aber auch Symptom einer Krebserkrankung (Leukämie oder Lymphdrüsenkrebs) sein kann. Glücklicherweise sind diese Krankheiten sehr selten und weniger als 1.000 Kinder erkranken bundesweit pro Jahr daran. Warnzeichen sind die rasche, schmerzlose Lymphknotenvergrößerung über einen Durchmesser von 2 cm, das „Verbacken“ der Lymphknoten in eine harte Masse und das Fehlen einer anderen Erklärung für die Vergrößerung. Auch hier kann die Vorstellung beim Kinderarzt oder in unserem Kinderkrebszentrum rasch Klarheit und nahezu immer „Entwarnung“ schaffen.
Babyschlaf
Babyschlaf
In den ersten Lebenswochen haben Babys etwa alle 4 Stunden Hunger. Unabhängig von der Tages- bzw. Nachtzeit möchten sie dann gestillt werden oder die Flasche haben. Manchmal kommen auch noch Bauchschmerzen dazu und / oder die Babys finden einfach keinen Schlaf, insbesondere weil sie noch keinen eigenen Tag-Nacht-Rhythmus gefunden haben. Sie haben nur eine Möglichkeit, die Eltern auf ihre Bedürfnisse und Missempfindungen hinzuweisen: durch Weinen. Bei den Eltern ergibt sich dann oft die folgende Situation: auch sie finden keinen Schlaf und sind innerhalb kurzer Zeit hilflos und überfordert. Glücklicherweise lernen Babys aber innerhalb einiger Wochen, zwischen Tages- und Nachtzeiten zu unterscheiden und ihre Schlafphasen überwiegend in die Nacht zu verlegen. Bis dahin können die Eltern Ihr Baby mit verschiedenen Maßnahmen dabei unterstützen, in einen gesunden Tag-Nacht-Rhythmus zu finden. Am besten ist es, wenn sie bestimmte „Rituale“ einführen, die sie zu festgelegten Tageszeiten anwenden und die dem Kind signalisieren, in welchem Teil des Tagesablaufs es sich befindet. Bewährt hat sich das Baden kurz vor dem Schlafengehen. Durch das Plantschen ermüden die meisten Kinder so, dass sie anschließend rasch einschlafen. Auch das Singen eines Gute-Nacht-Liedes oder das Anziehen eines kuscheligen und bequemen Schlafanzugs können den Übergang in den Schlaf erleichtern. Nach Eintritt des Schlafs können die Eltern mit einfachen Maßnahmen dazu beitragen, dass dieser möglichst erholsam wird. Zimmertemperatur und Kleidung sollten so gewählt sein, dass das Kind weder friert noch überwärmt wird. Die Zimmertemperatur sollte nicht über 18 Grad Celsius liegen, das Kind sollte nicht zu warm angezogen sein und keine Mütze tragen. Wenn Eltern diese Ratschläge berücksichtigen, dann sollten sie gemeinsam die ersten Wochen erfolgreich hinter sich bringen und die sich anschließende, weniger anstrengende Zeit genießen können.